Sonderheft zum 80. Geburtstag von Karl Heinz Roth ist erschienen

Bevor 2022 seinen Abschluss findet, erscheint mit Heft 33 ein Sonderheft von Sozial.Geschichte Online aus Anlass von Karl Heinz Roths 80. Geburtstag. Das Sonderheft ist auf den Seiten von DuEPublico als PDF veröffentlicht und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Aus der Fülle der Arbeiten von Karl Heinz Roth hat die Redaktion Artikel ausgesucht, die thematische Bezüge zu „Kapitalismus“, „Krieg“, „Widerstand“ aufweisen, drei Konstanten in seinen Arbeiten. Alle Beiträge Roths verweisen auf sein langjähriges Engagement als kritischer Intellektueller, der die Geschichtsschreibung gegen den Strich bürstet. Das Sonderheft enthält zudem Beiträge von Freund_innen und Weggefährt_innen Roths: Marcel van der Lindens Versuch einer sozialhistorischen Ortsbestimmung des Anarchismus, Christiane Rothmalers Beitrag über „Wehrmachthelferinnen vor der Militärjustiz“, Hartmut Rübners Beitrag „Arbeiter/innen und Neue Linke im Protestzyklus um 1968“, Rüdiger Hachtmanns Artikel „Nazismus (‚Nationalsozialismus‘)“ und Sergio Bolognas Geschichtsschreibung der operaistischen Zeitschrift Primo Maggio und ihres Einflusses auf die italienische Historiographie.

Weiterlesen

Rezension: Karl Heinz Roth, Blinde Passagiere

Karl Heinz Roth hat mit Blinde Passagiere eine Untersuchung der COVID-19-Pandemie vorgelegt, die alles bisher zu diesem Thema Geschriebene in den Schatten stellt. Mit der ihm eigenen Gründlichkeit geht Roth den epidemiologischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten der Pandemie nach und stellt dabei eine beeindruckende Fähigkeit zur Synthese enormer Datenmengen unter Beweis. Roth benennt die gesundheitspolitischen Versäumnisse, aufgrund derer das frühzeitige Eindämmen der Pandemie scheiterte, positioniert sich als Kritiker pauschaler Lockdowns und skizziert eine alternative, auf autoritäre Maßnahmen verzichtende Pandemie-Politik. Unser Rezensent Max Henninger würdigt Roths Leistung, fragt aber auch kritisch, inwiefern die in Blinde Passagiere formulierten Einschätzungen und Vorschläge dem Vergleich mit der seit Erscheinen des Buches sich abzeichnenden neuen Dynamik der Pandemie standhalten. Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 31 findet sich hier.

Sergio Bologna: Wir dürfen der extremen Rechten nicht die Idee der Freiheit überlassen!

Dieser Text unseres langjährigen Autors ist vor kurzem als Beitrag zur Kritik der Bewegungen der Impfverweigerer in Italien in der Zeitschrift „Officina Primo Maggio“ erschienen. Sein Inhalt hat aus unserer Sicht eine Bedeutung weit über die Situation in Italien hinaus und viele Parallelen zur Diskussion in Deutschland und allgemein im Westen. Im Zentrum steht der in den  no-vax-Demos in Italien vielfach evozierte Begriff der „Freiheit“, der unter der trumpistischen Rechten zu einem Mantra geworden ist. Bologna diskutiert die Entwicklung der Impfverweigerungsszene mit ihren „Freiheits“-Begriff im Zusammenhang mit der Durchsetzung einer neuen Entwicklungsstufe der Produktivkräfte, in denen die Macht der Internetgiganten die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit neu strukturiert. Der Autor kritisiert den Mangel historischen Bewusstseins bezüglich linker Konzepte in der Gesundheitspolitik angesichts der Coronapandemie. Schließlich weist Forderungen nach einem Verbot faschistischer Parteien wegen jüngster Angriffe auf die Gewerkschaften zurück, weil er es Aufgabe auch der Linken sieht, eine grundlegende Auseinandersetzung mit diesen Kräften zu führen. Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 31 findet sich hier.

Flüchtlingsabwehr und Klima-Imperialismus

„Wir machen es zu unserer gemeinsamen Mission, den Ausbau der Erneuerbaren Energien drastisch zu beschleunigen und alle Hürden und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen“, heißt es im Koalitionsvertrag der Ampel. Die grüne Energie soll – bei unbegrenztem Verbrauch, der als „Fortschritt“ bezeichnet wird – in Exklaven auf dem afrikanischen Kontinent erzeugt werden. Durch den Green New Deal werden die Staatsgebilde im Maghreb in eine tiefe Krise gestürzt. Die Aufrüstung der Außengrenzen, wie sie im Koalitionsvertrag beschrieben wird, ist da nur konsequent. Wir verlinken hier einen Text des Diskussionszusammenhangs Migration Control zum Zusammenhang von Flüchtlingsabwehr und Klima-Imperialismus.

Heft 30 ist erschienen

Das aktuelle Heft von Sozial.Geschichte Online ist auf den Seiten von DuEPublico als PDF veröffentlicht und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Das Heft enthält einmal mehr sowohl historische als auch auf aktuelle soziale Konflikte bezogene Texte. Im Forschungsteil finden sich Beiträge zu Gewerkschaften und Migration in der Werftindustrie (Katharina Bothe und Johanna Wolf) sowie zu Erwerbslosenprotesten in der Weimarer Republik (Harald Rein). Konflikte der Jetztzeit analysieren Dorothea Biaback Anong, die den Diskurs über landwirtschaftliche Arbeit und Migration in der Pandemie nachzeichnet, sowie Helmut Dietrich, der die Erneuerung aktueller Strategien im EU-Grenzregime kritisch beleuchtet. Texte und Bücher rezensieren und kommentieren außerdem Lisa Carstensen, Gerhard Hanloser, Silke Nora Kehl, Manuel Lautenbacher und Ahlrich Meyer. Für den Link zu diesen Texten und das Editorial bitte weiterlesen.

Weiterlesen

Sergio Bologna, Die Besonderheit der aktuellen Krise

In seinem neuen Artikel geht unser Autor Sergio Bologna auf die Determinanten der aktuellen Logistikkrise ein, die in den zentralen westlichen kapitalistischen Staaten zu akuten Versorgungsproblemen in Industrie, Dienstleistung und bei Verbraucher:innen führen. Hintergrund der extrem gestiegenen Bedeutung der Logistik ist die ab den 1970ern einsetzende massive Deregulierung der Arbeitsbeziehungen, die in der Industrie zum Verzicht auf Lagerhaltung und zur Reduzierung von Redundanz führten: Just-in-time-Produktion und lean production waren seit den 1980ern Schlagworte, ohne die kein Manager in den Fabriken der Massenproduktion noch Karriere machen konnte.

Weiterlesen

Was stört? Anmerkungen zur Repressionsentwicklung und zur mediterranen „Black Box“ der EU

Helmut Dietrich thematisiert in seinem Beitrag gegenwärtige EU-Strategien der Repression von Fluchthilfe: einerseits die humanitär begründete Kriminalisierung mutmaßlicher Bootsfahrer, denen Schleusung und Gefährdung von Menschenleben vorgeworfen wird, andererseits die Ausbildung einer Art Feindstrafrechts gegen das fluchtsolidarische Monitoring, das auf das stille Massensterben im Mittelmeer aufmerksam macht und das zunehmend mit paramilitärischen und geheimdienstlichen Methoden bekämpft wird. Er schlägt zwei Antworten auf diese Kriminalisierungen vor: eine alltägliche politische wie soziale Zuwendung gegenüber in Südeuropa inhaftierten „Bootsfahrern“ zu entwickeln sowie der Kriminalisierung von Supportern an der EU-Peripherie mit Verweigerung und Protesten vor den EU-Zentren zu begegnen. Die Vorveröffentlichung aus Heft 30 findet sich hier als kostenfrei zugängliche PDF.

Rezension zu Rothberg, Multidirektionale Erinnerung

Der Literaturwissenschaftler Michael Rothberg hat mit Multidirektionale Erinnerung eine Untersuchung über die Entstehung des Holocaustgedenkens im Zeitalter der Dekolonisierung vorgelegt, die hierzulande teils heftige Polemiken ausgelöst hat. Ahlrich Meyer diskutiert Vorzüge und Schwächen des Buches und geht auch auf die aktuelle Diskussion um ‚Erinnerungskultur‘ und ‚Opferkonkurrenz‘ ein. Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 30 findet sich hier.

„Verschickungskinder“ – Einsatz sedierender Arzneimittel und Arzneimittelprüfungen

Sylvia Wagner und Burkhard Wiebel thematisieren in ihrem Forschungsbeitrag den Einsatz sedierender Arzneimittel und Arzneimittelprüfungen bei „Verschickungskindern“ bzw. „Kurkindern“ in den 1950er bis 1970er Jahren. Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 28 der Sozial.Geschichte Online findet sich hier zum kostenfreien Download.

Weiterlesen

Die Instrumentalisierung der rassistischen Anschläge und Pogrome Anfang der 1990er Jahre für die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl

Ronja Oltmanns arbeitet in ihrem Artikel den kausalen Zusammenhang zwischen den rassistischen Anschlägen und Pogromen zu Beginn der 1990er Jahre und der faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl durch den Bundestag 1992/1993 heraus. Ihre Topoianalyse der Bundestagsdebatten der Jahre 1985 bis 1993 untersucht, wie sich die Diskussion um das Grundrecht auf Asyl veränderte und welche Rolle die rassistischen Anschläge dabei spielten. Sie belegt, dass sowohl die Unionsparteien als auch die SPD die rassistischen Anschläge argumentativ dafür nutzten, die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl zu begründen und die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit herzustellen.

Vorveröffentlichung Heft #27: Ronja Oltmanns: „Wer die Mißbräuche des Asylrechts nicht bekämpft, der fördert […] Ausländerfeindlichkeit.“

Aus aktuellem Anlass: Vom Notstand der Arbeitsgesellschaft

„Plötzlich ist zuvor Undenkbares möglich: Investitionen ungekannten Ausmaßes in Krankenhäuser, ja sogar eine Aufhebung der 2009 mit Verfassungsrang versehenen Schuldenbremse. Und andererseits: eine für viele Menschen lebensbedrohliche Überlastung im Gesundheitswesen, Armut und Prekarität als Massenphänomen, Ausdehnung von Arbeitszeiten hier, Null-Stunden-Woche dort, und langfristig die Gefahr einer Verschärfung der Klassenkämpfe von oben. …

Vorveröffentlichung Heft #27: Gruppe Blauer Montag, Vom Notstand der Arbeitsgesellschaft [PDF]

Weiterlesen

Soforthilfe für die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Gesellschaften und Mitgliedsländer der Europäischen Union!

In Italien, Spanien und Frankreich sind mehrere zehntausend Menschen schwer am Corona-Virus erkrankt. Ihr Überleben ist von einer gut ausgestatteten Krankenhausversorgung mit ausreichenden intensivmedizinischen Einrichtungen abhängig. Das Gesundheits- und Krankenhauswesen dieser Länder wurde während und nach der Euro-Krise massiv eingeschränkt.

Aufruf der Initiative für ein egalitäres Europa, 6. April 2020

Weiterlesen

Rezensionsessay zu David Roussets „Das KZ-Universum“

David Rousset war mit seinem bereits 1947 veröffentlichten Bericht über die nationalsozialistischen Konzentrationslager, L’Univers concentrationnaire, Jorge Semprún zufolge „der erste, der in seinen Schriften über die Nazilager die Schwelle des Zeugnisses überschritten hatte, um ein Gesamtbild, einen globalen Versuch der Analyse zu entwickeln“. Hierzulande jahrzehntelang ignoriert, ist Roussets Buch nun erstmals auf Deutsch erschienen. Ahlrich Meyers Rezensionsessay, eine Vorveröffentlichung aus Heft 27, findet sich hier.

Heft 26 ist erschienen

Das neue Heft der Sozial.Geschichte Online ist auf den Seiten von DuEPublico als PDF erschienen und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Die Printausgabe von Heft 26 wird demnächst erscheinen.Unser erstes Heft im Jahr 2020 beschäftigt sich, wie gewohnt, mit einer breiten Palette an Themen: mit den italienischen Arbeitskämpfen der 1970er Jahre, der bereits 2017 begonnenen Debatte um den Zusammenhang von Arbeit und Migration, der Bewegung der Gilets Jaunes in Frankreich sowie den anhaltenden Protesten in Hongkong.

Weiterlesen

Vorveröffentlichung: Sergio Bologna, Der „lange Herbst“: Die italienischen Arbeitskämpfe der 1970er Jahre

Die 1970er Jahre zeichneten sich in Italien durch ausgedehnte Streiks und Proteste aus, die sich von den Großfabriken in den Dienstleistungssektor (Transport, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung) ausgebreitet haben. Gegen die gängige These, bei diesen Arbeiterprotesten habe es sich um eine Vorstufe des Terrorismus gehandelt, zeigt Sergio Bologna in seinem Beitrag, dass wir es hier tatsächlich mit einem langen Prozess der Emanzipation der Arbeiter und Arbeiterinnen zu tun haben. Die Vorveröffentlichung aus unserem demnächst erscheinenden Heft 26 findet sich hier.

Continuous Rebellion in Hong Kong

The ongoing revolt in Hong Kong was and continues to be of special interest to our journal as it is part of the visible revolts occurring in 2019 in many different places of the globe. Whether these isolated hotspots in Europe, Central and South America, Asia, the Middle East, and the Maghreb are an indication of a larger groundswell of upheavals in the near future remains an open question for now. In the following, we publish the first part of an interview with Au Loong Yu conducted by email, which refers to events up to 26 November 2019. Au is a Hong Kong-based writer and activist and well connected with social movements in Hong Kong as well as abroad.

Neues Dossier: Streiks

Um die Jahre 2010/2011 mehrten sich die Artikel über Streiks und Arbeitsproteste in der Sozial.Geschichte Online, nicht zuletzt zurückzuführen auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und die unmittelbar folgende Eurokrise 2009. Viele stellten sich daraufhin die Frage, ob sich damit nicht auch ein neues Protestpotential der Arbeitenden entwickeln würde. Diese Vermutungen bestätigten sich. Es gab Streiks, in Ländern, die in besonderer Weise von der Krise betroffen waren, aber auch in denjenigen, denen es vermeintlich gelungen war, die Probleme unbeschadet zu umschiffen. Denn was sich in Griechenland, Spanien oder Portugal in Generalstreiks und Massenprotesten gegen die Sparmaßnahmen der Troika entlud, war in vielen europäischen Ländern schon weit vor der Krise als Wandel in der Arbeitswelt sichtbar und zum Problem geworden: eine stetige Prekarisierung weiter Gesellschaftsteile. Diese Entwicklung versuchte Sozial.Geschichte Online durch verschiedene Artikel abzubilden und zu diskutieren. Zum Dossier

Zu den „Klimastreiks“

Wir freuen uns über die Aktionen am Freitag, den 20. September und solidarisieren uns mit der Klimagerechtigkeitsbewegung. Zum Weiterlesen finden sich in Sozial.Geschichte Online zwei kritische Beiträge zur Autoindustrie. In Ausgabe 24 hat sich Stefan Krull mit dem Abgasskandal in der deutschen Auto- und Zuliefererindustrie befasst. Er schildert dabei die Ereignisse seit der Aufdeckung der Betrugsfälle seit September 2015, unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der IG Metall und der betrieblichen Interessenvertretungen. In der aktuellen Ausgabe 25 diskutiert Achim Brunnengräber die Ambivalenzen der E-Mobilität und die Rolle der deutschen Autoindustrie in diesem Zusammenhang. Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, dass sich in der Zeitschrift Ze.tt ein Interview mit einem Mitglied unserer Redaktion zu Streikrecht und Klimastreiks findet. Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Demonstrieren wünscht

Die Redaktion

50 Jahre Septemberstreiks

Beverly Silver verwies in ihrer Historiographie der Arbeitsunruhen im 20. Jahrhundert auf die Notwendigkeit, ein systematisiertes Verständnis für die aggregierte Bedeutung lokaler Arbeitskonflikte zu entwickeln, um die Dynamik von historischen Klassenbeziehungen überhaupt zu begreifen: Im Kern geht es ihr dabei nicht zentral um Klassenstrukturen, sondern um die Untersuchung einer stets erneuerten Klassenbildung, dabei verweisend auf eine Interpretation des Marx‘schen (und Polanyi’schen) Werks hin zu einem historischen und relationalen Klassenbegriff. Sie schlägt auf dieser Grundlage einen Begriff der „Arbeitsunruhen“ (labor unrest) vor, der organisierte, dokumentierte kollektive Aktionen von Arbeiter_innen bezeichnet, sei es am Arbeitsplatz, sei es im Rahmen von Arbeiter_innenbewegungen im öffentlichen Raum. Weiterlesen

Heft 25 ist erschienen

Das neue Heft der Sozial.Geschichte Online ist auf den Seiten von DuEPublico als PDF erschienen und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Die Printausgabe von Heft 25 wird demnächst erscheinen. Das aktuelle Heft enthält Forschungsbeiträge von Peter Birke und Felix Bluhm über die neue Migration zwischen Grenzregime und Erwerbsarbeit sowie von Thomas Gräfe zum Antisemitismus im deutschen Kaiserreich, einen Beitrag Achim Brunnengräbers über die deutsche Automobilindustrie im Strukturwandel zur E-Mobilität, ein Interview mit Willi Hajek über die Gilets jaunes / Gelbwesten, einen Rezessionsessay von Ahlrich Meyer, „Wie Hannah Arendt versuchte, Karl Marx beizukommen“ anlässlich des Erscheinens der Arendt-Gesamtausgabe“, sowie zahlreiche Buchbesprechungen. Weiterlesen