Der Ford-Streik: Das Musical

Hervorgehoben

Der Streik bei Ford in Köln ist ein wichtiges Ereignis einer emanzipatorischen Erinnerungskultur. Er wurde im August 1973, im Kontext einer allgemeinen Streikwelle, durch die Weigerung der Firma ausgelöst etwa 300 migrantische Arbeiter wiedereinzustellen, die aufgrund der langen Reise etwas zu spät aus dem Urlaub gekommen waren. Heute steht der Streik sowohl für die Erfahrung, sich endlich in der deutschen Gesellschaft artikuliert zu haben, als auch für den massiven Rassismus dieser Gesellschaft. Dies ist freilich noch immer nicht überall bekannt. Als im Mai bei Ford in Köln für einen Tag die Arbeit niedergelegt wurde, sprach etwa die IG Metall vom „ersten Streik bei Ford nach 100 Jahren“. Historischen Nachhilfeunterricht erteilt jetzt ein Musical, über das Christine Ziegler für den Blog der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt eine tolle Rezension geschrieben hat, die wir hier verlinken.

Der Zustand der Welt und die Lage der Unterklassen

Hervorgehoben

Im April 2024 haben wir hier ein Thesenpapier der Initiativgruppe „Sozialismus oder Barbarei“ veröffentlicht. Dieses Papier, das vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege eine grundlegend antimilitaristische und antikapitalistische Position vertritt, hat seitdem eine breite Diskussion ausgelöst. In diesem Blogbeitrag machen wir aus dieser Diskussion eine Stellungnahme der Gruppe Blauer Montag zugänglich. Zudem hat Karl Heinz Roth eine Reaktion auf die Diskussion mit Blick auf die „Lage des globalen Multiversums und die sich daraus ergebenden Perspektiven“ geschrieben, das hier heruntergeladen werden kann.

Vorveröffentlichung: „Kampf dem Heimterror“

In der Forschung zu „1968“ ist die Heimkampagne ein feststehender Begriff. Theoretisch unterfüttert von Herbert Marcuses Randgruppentheorie unterstützten akademische Jugendliche die weitgehend proletarische Jugend in den Lehrlings- und Erziehungsheimen in ihren Revolten. Der Beitrag von Andreas Fink, Markus Griesser, Kevin Heiniger und Sabine Stange aus dem in Kürze erscheinenden Heft 38 von Sozial.Geschichte Online, den wir hier vorveröffentlichen, bietet erstmals eine internationale Zusammenschau regionaler sozialer Bewegungen und der Folgen dieser Proteste, die Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre in drei deutschsprachigen Ländern – Westdeutschland, Österreich und Schweiz – stationäre Einrichtungen öffentlichkeitswirksam kritisierten.

Damit steht dieser Beitrag in einer Reihe von Veröffentlichungen in Sozial.Geschichte Online, die sich mit Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Fürsorgeanstalten auseinandersetzen – 2016 beschäftigte sich Sylvia Wagner mit illegalen Medikamentenstudien an Heimkindern ab den 1950er Jahren, 2022 Anja Röhl mit der systematischen Gewalt an sogenannten Verschickungskindern in Kinderkuren in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte.

Der Fall des derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung in mehreren Fällen vor Gericht stehenden Kinderpsychiaters Winterhoff zeigt, dass diese Thematik nicht der Vergangenheit angehört (siehe auch die ARD Dokumentation).

Neues Dossier: Migration

Die aktuelle soziale, ökologische und geopolitische Krise verändert auch Migrationsverhältnisse. In den USA wie der EU steht Migrationsabwehr ganz oben auf der Tagesordnung des politischen Mainstreams wie der politischen Rechten. In einem unter anderem durch die Trumps und Putins dieser Welt angestrebten Umbau der (dann noch immer) kapitalistischen Ordnung erscheint ein reformulierter und zugespitzter Rassismus als zentrales Moment. In Sozial.Geschichte Online werden diese Tendenzen seit langem beschrieben und analysiert. Unser neues Dossier zum Stichwort „Migration“ gibt eine Übersicht über die Beiträge zum Thema seit 2009.

Zwischen Migrationsabwehr und Arbeitskräftemangel. Anmerkungen zur aktuellen Debatte

Die aktuelle Migrationsdebatte überschreitet immer mehr die Grenzen des bislang Denkbaren. Mit einem Fünf-Punkte-Programm will die CDU/CSU nicht nur die letzten Spuren des Humanismus aus der Flüchtlingspolitik beseitigen, sie droht zudem in dieser Frage offen mit einem Pakt mit Rechtsaußen. Zeit, darauf hinzuweisen, dass die soziale Infrastruktur ebenso wie die kapitalistische Wirtschaft hierzulande von der Ausbeutung migrantischer Arbeitskraft abhängt. Aber kann das Argument der „Nützlichkeit“ von Migration wirklich dabei helfen, die laufende Eskalation des Rassismus zurückzudrängen? Die Migrationsforscherin Janika Kuge und unser Redakteur Peter Birke plädieren in diesem Essay für eine kritische Sicht, in der Ausbeutung und Rassismus als zwei Seiten einer Medaille gefasst werden. Unsere Vorveröffentlichung zu Heft 38 von Sozial.Geschichte Online findet sich hier: Birke_Kuge_Grenzregime_Vorveröffentlichung_SGO_38

Karmína on “The Tragedy of the Ukrainian Working Class”

How have social-economic conditions in Ukraine developed since the 1990s? What role has the labor movement played? How and with what goals have labor struggles been waged? And what is currently changing as a result of the war? An interview with the Karmína collective, which recently published an in-depth analysis on these issues. /// Wie haben sich die sozial-ökonomischen Verhältnisse in der Ukraine seit den 1990er Jahren entwickelt? Welche Rolle spielte die Arbeiter:innenbewegung? Wie und mit welchen Zielen wurden Arbeitskämpfe geführt? Und was verändert der Krieg? Peter Birke führte ein Interview mit dem Karmína-Kollektiv, das kürzlich einen ausführlichen Text zu diesen Fragen veröffentlicht hat, der jetzt auch in deutscher Sprache erschienen ist. Unsere Vorveröffentlichung zu Heft 34 ist der erste in einer Reihe von Texten, die sich mit der Wahrnehmung des Krieges gegen die Ukraine „von unten“ befassen, siehe das Editorial unserer aktuellen Ausgabe. Das von Peter Birke geführte Gespräch erscheint in Kürze auch in deutscher Sprache. Click here to download the interview / Unsere Vorveröffentlichung aus Heft 34 findet sich hier.

Die Fleischindustrie in der Coronakrise. Eine Studie zu Arbeit, Migration und multipler Prekarität

Peter Birke untersucht in dieser Vorveröffentlichung zu Heft 29 die Corona-Krise in der deutschen Fleischindustrie. Die Studie zeigt, welche Rolle migrantische Proteste für das Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit spielten. Am Ende wird nach der Reichweite dieses Verbots gefragt, angesichts „multipler Prekarität“ von Migrant*innen sowie der Logik von Profitmaximierung und Massenschlachtung. Der Text findet sich zum kostenlosen Download hier birke-fleischindustrie-vorveroeffentlichung-heft-28-pdf.

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Heft 28 ist erschienen

Das neue Heft der Sozial.Geschichte Online ist auf den Seiten von DuEPublico als PDF veröffentlicht und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Es enthält einen Beitrag von Simon Schaupp, der Alternativen zur „Austeritätsökologie“ diskutiert, d.h. die Verbindung sozialer Gleichheit und ökologischer Politik. Thomas Gehring analysiert die Aktualität der Organisationsdebatte im Sozialistischen Büro, das zwischen seiner Gründung 1969 und Ende der 1990er Jahre immer wieder Parteiform, Rätedemokratie und die Konzeptionen sozialer Bewegungen diskutierte. Außerdem findet sich ein Text über Arzneimittelforschungen an „Verschickungskindern“ (Sylvia Wagner und Burkhard Wiebel), eine (kritische) Geschichte des Dieselautos (Herbert Obenland) sowie ein Essay über die „antisemitische Welle“ von 1959/60 (Michael Becker, Gottfried Oy und Christoph Schneider). Hier geht es zum → Editorial und zum → Inhaltsverzeichnis.

Prekäre Beschäftigung in der Fleischindustrie abschaffen!

In einem offenen Brief an die Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag haben am 6. November 142 Aktivist*innen und Akademiker*innen gegen den Versuch aus der CDU/CSU protestiert, weiterhin Leiharbeit in der Fleischindustrie möglich zu machen. Am 29. Oktober war deshalb der Gesetzesentwurf, der die Abschaffung von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie vorsieht, von der Tagesordnung genommen worden. Zum aktuellen Stand der Auseinandersetzung berichtet der Express in seiner neuesten Ausgabe: Der Text unseres Redakteurs Peter Birke findet sich hier.

Podcast: Sam Dolgoff und die US-Arbeiter*innenbewegung

Sam Dolgoff (1902–1990), Malerarbeiter, war Mitglied der Industrial Workers of the World (IWW), auch Wobblies genannt, von den frühen 1920er-Jahren bis zu seinem Tod. Zusammen mit seiner Ehefrau, Esther Dolgoff, stand er im Zentrum des US-Anarchismus. Ihr Sohn, Anatole Dolgoff (geb. 1937), zeichnet in einem im GWR-Verlag erschienenen Buch nicht nur Sam Dolgoffs Leben nach, sondern schreibt gleichzeitig eine Geschichte der radikalen Arbeiter*innenbewegung in den USA des 20. Jahrhunderts. Er erzählt von der Macht der Nachbarschafts-Solidarität unter den Arbeiter*innen in New York, aber auch von Konkurrenz und Spaltung. Eine Aufnahme der Buchvorstellung mit Lou Marin (Verlag GWR) in Zürich im Rahmen einer auch von Sozial.Geschichte Online unterstützten Lesereise findet sich hier. Sozial.Geschichte Online # 19 enthielt ein Interview mit dem Historiker Peter Cole über die Geschichte der IWW.

John Holloway über die Corona-Krise: A Cascade of Angers / Eine Kaskade des Zorns

Im fünften Beitrag unserer Reihe zur Corona-Krise diskutiert John Holloway deren soziale und ökonomische Folgen, einschließlich der Perspektiven, die sich daraus für eine Überwindung des Kapitalismus ergeben. Der Text wird im nächsten Heft (#28) im englischen Original und in einer Übersetzung von Lars Stubbe erscheinen. Unsere Vorveröffentlichung findet sich hier zum kostenfreien Download:

Vorveröffentlichung John Holloway, Eine Kaskade des Zorns. Meine COVID-19- Fantasie

Pre-Release John Holloway, A Cascade of Angers. My Covid 19 Fantasy

In der Reihe zur Corona-Krise sind bisher erschienen: Im April ein Text der Gruppe Blauer Montag über den Notstand der Arbeitsgesellschaft sowie von Wolfgang Völker über Selbstorganisation und Nachbarschaftshilfe, im Mai Beiträge von Peter Birke zu Arbeit und Migration angesichts der Skandale von Coesfeld (bis Gütersloh) sowie ein Interview mit Lou Marin und Willy Hajek über die sozialen Kämpfe in Frankreich. Über weitere Beiträge würden wir uns freuen, siehe auch unser Call for Paper.

Die sozialen Bewegungen in Frankreich in Zeiten der Pandemie. Ein Gespräch mit Willi Hajek und Lou Marin

Die Corona-Krise hat die sozialen Bewegungen vorläufig zum Halten gebracht – besonders auffällig in Frankreich, das in den vergangenen rund zwei Jahren nicht nur die Bewegung der Gelbwesten erlebte, sondern im Herbst und Winter 2019/2020 auch den gegen die Rentenreform der Macron-Regierung gerichteten Massenstreik. Vorläufig, sicherlich, denn zugleich deuten sich mit den Protesten in den Vorstädten, den Streiks bei Amazon und in vielen Bereichen der sozialen Dienstleistungen bereits neue Konflikte an. Das hier veröffentlichte Interview mit Lou Marin und Willi Hajek ist zugleich der vierte Beitrag in unserer Reihe zu den Folgen der Pandemie für Arbeitskämpfe und soziale Bewegungen.

Vorveröffentlichung aus Heft #27: Interview Marin & Hajek

Coesfeld und die Folgen: Arbeit und Migration in der Pandemie

Nach und nach werden weitere Branchen Gegenstand einer öffentlichen Debatte über gesellschaftliche Arbeit in Zeiten von Corona: Zuletzt etwa die Landwirtschaft, die Fleischindustrie, der Versandhandel, verursacht durch skandalöse Wohn- und Arbeitsbedingungen, vor allem für Arbeiter*innen ohne deutschen Pass. Peter Birke analysiert den aktuellen Diskurs sowie Konflikte und Kämpfe in Schlacht- und Zerlegebetrieben und anderen Hotspots prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sein Text ist der dritte in unserer Reihe zu den Folgen der Pandemie für die Arbeitsgesellschaft, der Anfang April mit einem Beitrag der Gruppe Blauer Montag startete.

Vorveröffentlichung Heft #27: Birke, Arbeit und Migration PDF