Am Institut für Sozialforschung findet am 5./6. Mai eine Tagung statt, deren Veranstalter:innen „prekäre Arbeits- und Lebenskonstellationen von Migrant:innen“ sowohl theoretisch als auch empirisch fundiert diskutieren wollen. Unter den Vortragenden befinden sich mit Johanna Neuhauser, Christian Sperneac-Wolfer und Peter Birke gleich drei Autor:innen, die in unserem aktuellen Heft 34 Beiträge zu oben genannten Themen verfasst haben. Mehr Informationen über die Tagung und eine Möglichkeit der Anmeldung gibt es hier. Und hier geht es zum Programm:
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In eigener Sache: Wir brauchen Unterstützung!
Sozial.Geschichte Online ist eine weitgehend durch ehrenamtliche Arbeit erstellte, kostenfrei zugängliche Publikation, die dennoch in der Herstellung keinesfalls umsonst ist. Anlässlich des Jahresendes deshalb unsere dringende Bitte: Unterstützen Sie / unterstütze Du uns bitte! Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Sie können / Du kannst Texte einreichen, Mitglied in unserem Verein werden und die Papierausgabe der Zeitschrift regelmäßig beziehen. Oder Sie können / Du kannst auch einfach nur (steuerabzugsfähig) spenden. Weitere Infos und Kontaktdaten finden sich hier.
Den Kriegsdienst verweigern – in Russland, der Ukraine, überall …
Connection e.V. unterstützt seit vielen Jahren Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus und in aller Welt. Auch im Krieg, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt, steht die Initiative auf der Seite der Verweigerer. Wir sprachen mit Rudi Friedrich, einem Gründungsmitglied des Vereins, darüber, welche Bedeutung Desertion in diesem Krieg hat, welche Behandlung Deserteure in ihren Herkunftsländern und im Exil erfahren und wie sie in der Bundesrepublik aufgenommen werden. Das Gespräch endet mit der Frage, was Kriegsdienstverweigerung zur Beendigung dieses Kriegs beitragen kann. Der Betrag ist Nr. 2 von 3 in einer kleinen Reihe von Interviews zu Perspektiven auf den Krieg des russischen Staates gegen die Ukraine „von unten“. Davor haben wir die Gruppe Karmína zu ihrer Analyse der Situation der ukrainischen Arbeiter:innenklasse befragt. Beide Text erscheinen in Heft 34 von Sozial.Geschichte Online, das Interview mit Connection findet sich hier:
Migration and Work – Theoretical Perspectives under the Impression of Multiple Crises
In many countries, including Germany and Austria, the pandemic has both exposed and generated conflicts around migrant labor. Social.History Online has published several texts on struggles of migrant workers since March 2020, including analysis of conflicts over mass infections or labor unrest in agriculture or the meat industry. Johanna Neuhauser and Peter Birke discuss theoretical perspectives with which this cycle of conflicts can be read. For a better understanding of the perspectives of anti-racist and workplace struggles, they suggest to connect critical migration and labor research. The text is a pre-publication of issue 34 of our journal, which will be published in spring 2023. Free download here:
Für die feministische Revolution im Iran!
Die Redaktion von Sozial.Geschichte Online unterstützt die Solidarität für die Aufstände im Iran, wie sie sich neben zahlreichen Demonstrationen in der Bundesrepublik und vielen anderen Ländern auch in einer Petition von Wissenschaftler:innen finden: „On 16 September, Mahsa (Zhina) Amini, a 22-year-old Kurdish-Iranian woman, was brutally murdered by the morality police of the Islamic Republic of Iran. She was beaten several times on the head after her arrest for wearing so-called ‘improper’ hijab. This was among many other state murders committed systemically and purposefully by the gender-apartheid regime of Iran. Since this state murder, people have been protesting in many cities in Iran. This country-wide revolt is against not only the brutal murder of Mahsa but also the essence of the Islamic regime. The demand is loud and clear: an end to a theocratic regime whose multi-faceted violence against marginalized bodies is manifested in Mahsa’s death. In the face of terror and repression, we are witnessing a feminist revolution in Iran ignited by rage at the murder of Mahsa (Zhina) Amini.“ Zum vollständigen Text.
Vorveröffentlichung: Ralf Hoffrogge, Sozialpartnerschaft mit kurzer Tradition
Deutschland gilt als Modellfall für Sozialpartnerschaft und Korporatismus oder, in der Typologie der Varieties of Capitalism, als koordinierte Marktwirtschaft, Großbritannien dagegen als Modell für eine voluntaristische Form der Arbeitsbeziehungen. Ralf Hoffrogge hinterfragt diese Annahmen in einer Vorveröffentlichung zu Heft 34 unserer Zeitschrift: Sein Text „Sozialpartnerschaft mit kurzer Tradition. Korporatismus, Voluntarismus und die ‚Varianten des Kapitalismus'“ basiert auf einem Vergleich der Industriegewerkschaft Metall und der Amalgamated Engineering Union. Hoffrogge arbeitet heraus, dass beide Gewerkschaften über einen langen Zeitraum fast identische Antworten auf dieselben globalen Herausforderungen fanden. Die Aufspaltung zweier nationaler Systeme der Arbeitsbeziehungen setzt er nicht, wie andere Studien, bereits vor 1918 an, sondern erst spät: Zwischen 1973 und 1979 verloren die britischen Gewerkschaften jede Hoffnung auf ein korporatistisches Arrangement, während der deutsche Korporatismus mit eingeschränktem Handlungsspielraum für Gewerkschaften überlebte. Hier geht es zum Text:
Willi Hajek ist verstorben
Die Redaktion von Sozial.Geschichte Online trauert um unseren Genossen, Autoren und Freund Willi Hajek, der am 3. Oktober 2022 im Alter von 76 Jahren in der Nähe von Marseille verstorben ist, wo er seit einigen Jahren gelebt hat. Willi war einer der wichtigsten Netzwerker der bundesdeutschen Gewerkschaftslinken, Aktivist der „Gegenwehr ohne Grenzen“ (GOG) bei Opel in Bochum, aber auch der Gewerkschaft SUD in Frankreich, ein Vermittler zwischen sozialen Bewegungen und Kämpfen in Frankreich und Deutschland. In Sozial.Geschichte Online hat Willi zuletzt in einem ausführlichen Interview über die „Gelbwesten“ in Frankreich berichtet, außerdem sprach er, gemeinsam mit Lou Marin, über die Situation der Sozialproteste in Frankreich während der Pandemie. Wir vermissen Willis Offenheit, seine Herzlichkeit und seinen unerschütterlichen Optimismus. Ein ausführlicher Nachruf wird in Heft 34 unserer Zeitschrift erscheinen.
In Brasilien: Lula oder Bolsonaro?
Bei unseren Freund:innen vom labournet berichtet unser Autor Jörg Nowak, der in Brasilia lebt und arbeitet, seit einigen Wochen regelmäßig aus dem Vorwahl-Brasilien. Wir können unseren Leser:innen seine kurzen, prägnanten Analysestücke nur sehr empfehlen. Aus der sechsten Ausgabe: „Es sind nun weniger als drei Wochen bis zu den Präsidentschaftswahlen in Brasilien am 2. Oktober, wahrscheinlich eine der wichtigsten Wahlen dieses Jahres. Der ehemalige Präsident Lula Inácio da Silva (Arbeiterpartei/PT) von der gemäßigten Linken führt mit Umfragewerten zwischen 40 und 45 Prozent im ersten Wahlgang, der rechtsextreme Amtsinhaber Jair Bolsonaro (Liberale Partei, PL) liegt mit 30 bis 35 Prozent der Stimmen dahinter. (…) Die größte Frage, die in der Luft liegt, ist, ob Bolsonaro eine Niederlage an der Wahlurne akzeptieren wird. Die Erwartung, dass Bolsonaro am Unabhängigkeitstag, dem 7. September, einen Putschversuch starten würde, hat sich nicht erfüllt (…).“
Bundesfamilienministerium verweigert Aufarbeitung der Kinderverschickung
Nach jahrelanger Vorbereitung fand am 7. Juli 2022 ein Gespräch der Initiative Verschickungskinder, der unsere Autorin Anja Röhl angehört, mit der Bundesregierung statt. Drei Bundesministerien (für Familie, für Gesundheit, für Arbeit und Soziales) und die Rentenversicherung waren hieran beteiligt. Die Verhandlung endete mit ernüchternden Ergebnissen: Keine Unterstützung für die Initiative Verschickungskinder sowie den Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinder-Verschickungen e. V., keine weiteren Gespräche zu den Forderungen der Initiative, keine Übernahme von Bundesverantwortlichkeit.
Antirassismus und Gewerkschaften in den USA – früher und heute
Der Historiker und SGO-Autor Peter Cole stellt das Buch „Ben Fletcher: The Life and Times of a Black Wobbly“ in Göttingen vor und spricht über aktuelle Entwicklungen in der Arbeiter:innenbewegung in den USA. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 7. Juli um 19 Uhr in der Oberen-Masch-Str. 10 (OM 10) in Göttingen statt. Veranstalter:innen sind die FAU Göttingen und die Redaktion von Sozial.Geschichte Online. Ein Interview mit Peter Cole zu seiner Arbeit über die „International Workers of the World“ findet sich in Heft 19 unserer Zeitschrift und als Link hier.
More Information in English:
Wilde Streiks 2.0
Zwei Beiträge, unter anderem zu aktuellen und historischen Wildcats: Erstens, in der Zeitschrift Express rezensiert Renate Hürtgen das Buch unseres Redaktionsmitglieds Sarah Graber Majchrzak „Arbeit – Produktion – Protest. Die Leninwerft in Gdańsk und die AG »Weser« in Bremen im Vergleich (1968–1983)“. In der Ausgabe der Zeitschrift finden sich auch andere interessante historische Beiträge, u.a. zur Druckindustrie in den 1980ern. Zweitens, auf „halbzehn.FM“ – dem Podcast der Zeitschrift Jacobin – diskutiert unser Redakteur Peter Birke den aktuellen wilden Streik bei Gorillas in Berlin im Lichte der Geschichte solcher Arbeitskämpfe. Viel Spaß beim Hören und Lesen!
Die Verrückten und die Weisen – Reflexionen über das Ende der Präsidentschaft Trumps
Ist Trump wirklich verschwunden? Nach dem gescheiterten Sturm auf das Kapitol fragt unser Autor Jacques Rancière nach den Abgründen der Vernunft, die die Herrschaft Trumps ermöglicht haben und verweist auf die Bedingungen eines neuen Denkens, in dem diese verrückte Form der Vernunft überwunden werden kann. Der Text ist eine Übersetzung aus dem Französischen von Lars Stubbe und eine Vorveröffentlichung zu Heft 29. Er kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Frankfurter Häuserkampf 1970–1974
Das Frankfurter Archiv der Revolte, ein 2019 gegründetes Bewegungsarchiv, hat im September / Oktober 2020 die Ausstellung „Dieses Haus ist besetzt! Frankfurter Häuserkampf 1970–1974“ gezeigt. Der nun vorliegende Ausstellungskatalog dokumentiert die dort präsentierte wandzeitungsartige Zeitreise durch die urbanen Kämpfe der frühen 1970er Jahre mit Texten, zeitgenössischen Fotografien, Abbildungen von Flugblättern und Plakaten. Fotografien von Jens Gerber vermitteln zudem einen Eindruck von Aufbau und Gestaltung der Präsentation, deren künstlerische Aspekte Michaela Filla-Raquin erläutert.
WeiterlesenCorona-Pandemie: Gesundheitsschutz, Arbeitsverhältnisse, Pflegearbeit
Viele Regeln, die im „privaten“ Lebensbereich in Bezug auf Abstand und Hygiene in COVID-19-Zeiten selbstverständlich sind, gelten in der Arbeitswelt nicht. Wolfgang Hien diskutiert in dieser Vorveröffentlichung zu Heft 29 unserer Zeitschrift die Ursachen dieser Beobachtung. Dabei stellt er Ergebnisse einer eigenen empirischen Studie vor, die nach dem März 2020 in Krankenhäusern und Altenheimen stattgefunden hat. Er plädiert für eine selbstorganisierte „Gesundheitsbewegung“, die an Erfahrungen sozialer Kämpfe um Arbeitsverbesserungen aus der Vergangenheit anknüpfen müsse. Der Text findet sich hier: sgo_29_vorveroeffentlichung_hien_covid_arbeitsschutz_pflege.
Neues Projekt: Jahrbuch Marxistische Gesellschaftstheorie
Anfang 2021 wurde ein neues Zeitschriftenprojekt aus der Taufe gehoben. Es soll, schreibt die Redaktion, eine „Alternative zur akademistischen Entwicklung im Wissenschaftsbetrieb darstellen“ und zwar „in Abhebung zu marxologischen Publikationsprojekten.“ Und weiter: „Das Marxsche Denken soll nicht philologisch rekonstruiert werden, sondern den Hintergrund einer Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen bilden.“ Das spricht uns aus dem Herzen, wir gratulieren herzlich, wünschen viel Elan und Freude und warten gespannt auf das erste Heft. Auf der Webseite der Zeitschrift findet man einen Call for Paper. Außerdem wird um Spenden gebeten.
Podcast: #ZeroCovid. Debatte der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung
Am 29.1.2021 diskutierte Christian Zeller auf einer Veranstaltung der Assoziation Kritische Gesellschaftsforschung den Aufruf #ZeroCovid, der für einen konsequenten Lockdown, auch in der Arbeitswelt, sowie für eine sozial gerechte Verteilung der Konsequenzen der aktuellen Pandemie eintritt. Ein Podcast der kontroversen Debatte findet sich hier: https://mosaik-blog.at/zerocovid-chancen-und-grenzen/.
Das Dieselauto – Eine Geschichte von Illusion und Betrug
Herbert Obenland analysiert in dieser Vorveröffentlichung zu Heft 28 unserer Zeitschrift Vorgeschichte und Kontexte des sogenannten Abgasbetrugs bei Volkswagen. Er analysiert die Verbreitung des Dieselmotors und die damit verbundenen Gewinninteressen der Automobilwirtschaft sowie die ökologischen Folgen des Individualverkehrs. Er zeigt, dass „Illusion und Betrug“ ein strukturelles, systemisches Moment haben, ein wichtiges Argument, wenn es um die Suche nach gesellschaftlichen Alternativen geht. Der Text findet sich hier: obenland_dieselauto_sgo_28_vorveroeffentlichung.
Die Welle als Muster. Sechs Thesen zur „antisemitischen Welle“ 1959/60
Michael Becker, Gottfried Oy und Christoph Schneider analysieren in dieser Vorveröffentlichung zu Heft 28 die Debatte zur sogenannten antisemitischen „Schmierwelle“, das gehäufte anonyme Anbringen von antisemitischen Parolen an öffentlich wahrnehmbaren Orten, am Ende der 1950er Jahre. Ihr Text wirft ein Licht auf die Konstituierung einer Erinnerungspolitik, die die Verbrechen des Nationalsozialismus „amtlich“ anerkennt, während Kontinuitäten in der Jetztzeit zugleich zum Problem fehlgeleiteter Außenseiter gemacht und somit entnannt werden. Der Diskurs wird als „Kristallisationspunkt sich verändernder Kräfteverhältnisse in der postnazistischen Gesellschaft“ gesehen. Der Text findet sich hier: becker_oy_schneider_schmierwelle_vorveroeffentlichung_sgo_28. .
Alltag und soziale Kämpfe in der Pandemie
Dass Arbeit als systemrelevant bezeichnet wird, bedeutet nicht, dass sie auch gut bezahlt wird: Dies erfahren derzeit Beschäftigte in Krankenhäusern und Kitas, in der Müllabfuhr oder im Nahverkehr, die sich im Warnstreik befinden. In der Berliner Gazette hat sich unser Autor Jörg Nowak mit den Arbeitskämpfen in der Pandemie auseinandergesetzt.
40 Jahre Solidarność
Im Spätsommer 1980 begann, mit einer Welle von Streiks und Protesten in ganz Polen, die „erste Solidarność“. In Jubiläumstexten von heute wird die Gewerkschaftsgründung vor allem als Ausdruck des „Kampfes gegen die kommunistische Diktatur“ (FAZ) oder als klerikal-religiöse Bewegung gefasst. Aber was war Solidarność wirklich, welche unterschiedlichen Richtungen waren dort repräsentiert, was waren ihre sozialen Grundlagen? Und wie bewerten wir aus heutiger Sicht ihre utopischen Überschüsse, wie etwa die Forderung nach Selbstverwaltung? Wir meinen, dass diese Fragen eine andere und größere Aufmerksamkeit verdient hätten. Einen weiterhin sehr lesenswerten Text hierzu hat unsere Autorin Stefanie Hürtgen bereits vor zwanzig Jahren verfasst. Die Redaktion würde sich über Einreichungen zu diesem Thema für die nächste Ausgabe unserer Zeitschrift freuen.