Heft 37 ist erschienen

Die neue Ausgabe von Sozial.Geschichte Online ist auf dem Publikationsserver der Universität Duisburg-Essen erschienen und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Zwei Artikel beleuchten gesundheitspolitische Aspekte der NS-Zeit und deren Folgen nach 1945: Lisa Gmeiner analysiert die Rolle des Vereins „Lebensborn“. Engelbert Tacke geht der Rolle der Barmer Ersatzkasse im NS nach. Unsere Redakteurin Christiane Mende arbeitet anhand von Fallbeispielen aus der Glasbranche heraus, warum es in der Bundesrepublik nur selten zu Betriebsübernahmen durch Belegschaften gekommen ist und was sich aus den historischen Erfahrungen für die Gegenwart ableiten lässt. John Holloway argumentiert, dass Freiheit nur in der Enttotalisierung und in der Schaffung einer Welt, in der viele Welten Platz haben, wirklich existieren könne. Das neue Heft enthält zudem Rezensionsessays von Urs Lindner, Gerhard Hanloser und Kolja Lindner sowie eine Buchbesprechung von Julia Fröhlich. Mit Nachrufen auf Toni Negri, Loren Goldner und Gerd Callesen nehmen wir Abschied von drei für uns wichtigen Intellektuellen. Weiterlesen

Félicien Faurys Studie zur Normalisierung der extremen Rechten in Frankreich

Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der AfD ist Didier Eribons biografische Erzählung „Rückkehr nach Reims“ hierzulande viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Eine seiner Beobachtungen: Die Lohnabhängigen jenseits des Rheins hätten den in den letzten Jahrzehnten schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalt zunehmend mit einem rassistischen Alltagsverstand verarbeitet. In die gleiche analytische Kerbe schlägt eine im Mai 2024 veröffentlichte und in Frankreich viel diskutierte Studie des Soziologen und Politikwissenschaftlers Félicien Faury. In „Des électeurs ordinaires. Enquête sur la normalisation de l’extrême droite“ vertritt Faury die Ansicht, dass, wer die „politische Normalisierung“ des 2018 in Rassemblement National (RN) unbenannten Front National (FN) nachvollziehen wolle, seine „soziale Normalisierung“ verstehen müsse. Unser Autor Kolja Lindner stellt die Ergebnisse dieser Untersuchung vor und regt an, sie auch vor dem Hintergrund der hiesigen Verhältnisse zu diskutieren. Kolja Lindners Rezensionsessay ist eine Vorveröffentlichung aus Heft 37 und kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Proteste gegen die Verlängerung der Lohnarbeit. Ein Pariser Demonstrationstagebuch

Im Frühjahr 2023 verbrachte Ingrid Artus einen längeren Aufenthalt in Paris, wo sie an den massiven Demonstrationen gegen die Renten-„Reform“ teilnahm. Was sie dort sah und erlebte, hielt sie schriftlich fest. Ihr Bericht wirft ein interessantes Schlaglicht auf einen Konflikt, der zwar vorerst im Sinne der Herrschenden „gelöst“ wurde, der aber sicher noch lange Nachhall in den französischen Bewegungen finden wird – auch wenn mit der Tötung eines Jugendlichen Ende Juni 2023 ein anderer Aspekt staatlicher Gewalt in der französischen Gesellschaft wieder in den Fokus rückte. Weiterlesen