Free Deniz – Solidarität mit kritischen Journalist_innen und allen anderen Betroffenen der Repressionswelle in der Türkei

„Für meine Texte habe ich den Theodor-Wolff-Preis nie erhalten, jetzt bekomme ich ihn, indem ich hier bloß dumm rumsitze. Hätte ich das mal früher gewusst …“ Diese Worte stammen aus der Dankesrede, die Deniz Yücel anlässlich der am 21. Juni erfolgten Preisverleihung in seiner Zelle diktiert hat. Seit mehr als vier Monaten sitzt der deutsch-türkische Journalist nun in einem türkischen Gefängnis. Bislang ist keine Anklage erfolgt – die türkische Regierung wirft ihm „Terrorpropaganda“ und „Verrat“ vor. Der tatsächliche Haftgrund ist aber seine kritische Berichterstattung über die Verhältnisse in der Türkei, die sich insbesondere seit dem gescheiterten Putschversuch gegen Erdogan im letzten Jahr zunehmend zu einem repressiven System entwickelt, in dem die politische Opposition zum Schweigen gebracht werden soll.

Deniz, der von 2002 bis 2007 zunächst für die linke Wochenzeitung Jungle World geschrieben hat, darauf als Redakteur für die taz tätig war und im Jahr 2015 als Türkei-Korrespondent zur Welt wechselte, ist keineswegs das einzige Opfer dieser Politik: Mehr als 160 Menschen sitzen derzeit aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung und/oder der Mitarbeit in oppositionellen Zeitungen in türkischen Gefängnissen. Die Kampagne „FreeDeniz“ fordert deshalb die Freilassung aller in der Türkei inhaftierten Journalisten und Journalistinnen. Neben Journalist_innen sind darüber hinaus auch andere Gruppen von der Repressionswelle in der Türkei aktuell betroffen, unter anderem Beschäftigte von Universitäten und anderen akademischen Einrichtungen, die einen Friedensappell gegen die Eskalation der Kämpfe in Kurdistan unterschrieben haben.

Deniz ist nicht nur als Zeitungsjournalist bekannt geworden. In mehreren Büchern hat er sich mit sozialen Bewegungen in der Geschichte und Gegenwart beschäftigt. Sein 2014 im Nautilusverlag erschienenes Buch „Taksim ist überall. Die Gezi Bewegung und die Zukunft der Türkei“ über die Protestbewegung in der Türkei war schnell vergriffen und wurde anlässlich seiner Verhaftung 2017 als Solidaritätsausgabe erneut aufgelegt. Ein Euro pro Exemplar wird dabei für den Autor gesammelt. Wir als Sozial.Geschichte Online finden: Kritisches Denken und Schreiben dürfen kein Haftgrund sein! Deshalb verweisen wir an dieser Stelle auf die Kampagnen zur Unterstützung und Freilassung von Deniz und den anderen inhaftierten Journalisten und Journalistinnen:

Weitere Infos zur aktuellen Situation finden sich auf der Autorenseite der Welt sowie auf der Seite der Kampagne „FreeDeniz“.

Zur Bestellung der Soli-Ausgabe von „Taksim ist Überall“.

Informationen über die Situation der „Academics for Peace“, für die aktuell in einigen Universitäten Solidaritätskampagnen laufen, finden sich hier.