Beobachtungsstelle für Faschismusforschung

An dieser Stelle dokumentieren wir die Erklärung zur Gründung der Osservatorio per la libertà di ricerca sui fascismi di ieri e di oggi / Beobachtungsstelle für die Freiheit der Forschung über den Faschismus gestern und heute (hier auch als PDF abrufbar):
„Seit einigen Jahren wird in Italien die Freiheit der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung zunehmend durch das Phänomen des Rückgriffs auf juristische Verfahren – insbesondere Beleidigungsklagen – bedroht. Sie werden von Personen angestrengt, die große Entschädigungssummen fordern und dabei oft durch ideologische Gründe motiviert sind. Dieses Phänomen betrifft vor allem solche Kolleginnen und Kollegen, die sich mit Faschismusforschung beschäftigen.

Sie finden sich immer häufiger mit Einschüchterungsversuchen durch Exponenten politischer und / oder kultureller Gruppen konfrontiert, die durch eine der Spielarten des Mussolinismus geprägt sind.

Wir haben es mit einer juristischen Strategie zu tun, die durch Ideologie angetrieben wird und für ihre Sponsoren kein Risiko mit sich bringt, und zwar selbst dann nicht, wenn – wie es oft der Fall ist – die Verfahren nach Jahren der gerichtlichen Auseinandersetzung von den Richtern eingestellt werden. Diese Auseinandersetzung hat dann viel Ärger, Sorgen und Zeitverluste für solche Intellektuelle mit sich gebracht, die unglücklicherweise darin involviert sind.

Manche Forscher mit antifaschistischen und demokratischen Überzeugungen werden während ihrer Arbeit an ihren Büchern, Aufsätzen, Promotionen und einfachen Recherchen mit Drohungen, Einschüchterungen, Beleidigungsklagen und anderen Gerichtsverfahren angegriffen.

Insgesamt ist von der Existenz eines Systems auszugehen, das klar darauf abzielt, die Freiheit der Forschung anzugreifen, wie sie durch die Verfassung garantiert ist. Wir glauben an die Bedeutung dieser Rechte und fordern, dass die Freiheit der Forschung und ihrer Ergebnisse gegenüber allen Formen der Einschüchterung einschließlich der Selbstzensur geschützt wird.

In diesem Zusammenhang gibt es viele vorrangige Aufgaben. Die Beobachtungsstelle wird sich jedoch auf die besonderen Probleme konzentrieren, mit denen die Politik-, Sozial- und Geschichtswissenschaftler bei ihrer Auseinandersetzung mit der Gegenwart konfrontiert sind, soweit diese durch Faschismus, Nazismus, die radikale Rechte und den Rassismus repräsentiert wird.

Wir schlagen insbesondere vor:

– Eine detaillierte Dokumentation dieser Angelegenheit durch eine dauerhaft eingerichtete Beobachtungsstelle, die regelmäßig aktualisiert wird. Sie wird Fälle von Diffamierung auflisten, laufende Verfahren verfolgen und über andere Formen der Einschüchterung und Bedrohung berichten, bis sie beendet sind.

– Eine Untersuchung über die Motive, die Richter dazu bringen, in diesen Fällen Verfahren zu eröffnen statt sie sofort als oftmals peinliche Unterstellungen zu den Akten zu nehmen.

– Sich an den Verteidigungskonzepten der Anwälte zu beteiligen und eine optimale juristische Unterstützung zu ermöglichen.

– Die Beziehungen zwischen Autoren und Verlegern in solchen Rechtsstreitigkeiten zu untersuchen.

– Ein Solidaritätsnetzwerk für alle diejenigen zu schaffen, die bedroht und / oder denunziert werden.

– Eine Datenbank über die Gerichtsentscheidungen in solchen Streitfällen zu erstellen.

– Die Situation in Italien mit den übrigen europäischen Ländern zu vergleichen, um abzuklären, ob es eine juristische und außerjuristische Offensive gegen Faschismus- und Neofaschismusforscher gibt und wie sie organisiert ist.

Wir verbreiten diese Erklärung mit der Bitte an Sie, sie an alle weiterzuleiten, die an dieser Angelegenheit interessiert sind. Wir würden uns freuen, wenn die sich der Beobachtungsstelle anschließen und zu unserer Informationssammlung beitragen.“

Die Kontakt-E-Mailadresse ist: osserva.fascismo [at] gmail.com